Talis Kerloch na Gár ist am XXVII. RAH CMXLIV BF in Creaghwindhal an der albernischen Westküste geboren worden.
Seine Mutter, die Junkerin Illwyn na Gár, war Burgherrin einer Zollstation, die von der Küste her auch den Seehandel
überwachte. Illwyn na Gár war eine harte Frau, von stürmischem aber auch sehr einfachen Gemüt. Die
hochgewachsene und kräftige, natürlich rothaarige Alberniern hatte so manches Armdrücken mit Thorwalerbräuten
gewonnen und konnte sich rühmen, im näheren Umkreis der Zollburg als "stärkster Mann der Küste" zu gelten. Als
im Frühjahr des Jahres 973 nach Bosparans Fall der Weststurm einen Thorwalerdrachen der Skollgård-Otta an die Küste
schmetterte, gelang es der Besatzung der Zollburg die in Seenot geratenen Nordleute zu bergen. Einer von ihnen, der Schiffsmagier
Fjelltron Skollgård, blieb auch nach dem Abheilen seiner Verletzungen auf der Klippenfeste: als Gemahl der Burgherrin. Fjelltron war
zwar ebenfalls ein Bär von einem Mann, aber - vielleicht durch den Unfall zur See noch immer geschwächt - im Ringkampf um
das Recht des Namens ihres einen Götterlauf später geborenen Sohns erlag er seiner Frau, so dass sich "Talis Kerloch" vor
"Swafhelm Jurgas" durchsetzte.
Während der Kleine heranwuchs, gebar Illwyn noch zwei Mädchen und diesmal hatte Swafnir wohl Mitleid mit seinem in den
"Süden" verschlagenen Sohn und schenkte diesmal dem Vater den Sieg beim Kampf um den Namen der Kinder. Alle drei gediehen
prächtig und erbten von ihren Eltern die unbändige Lust am Sport, an den tosenden Wellen und den dunklen Wäldern
über den Hügeln.
Nur einer aber erbte das besondere Talent seines Vaters - in Talis ruhten magische Kräfte. Beizeiten erkannte Fjelltron die
Begabung seines Sohnes und musste sich und seiner Frau zähneknirschend eingestehen, dass er nicht über genügend
Erfahrung verfüge, um einen jungen Menschen zielgerichtet und wirkungsvoll in die arkane Kunst einzuführen. Naheliegend
erschien den Eltern das Seminar in Andergast, weil die dortigen Zauberer viel Wert auf die weltliche Verwertbarkeit ihrer Kräfte
legten. Zwar hätte Fjelltron seinen Sohn gern im fernen Olport gesehen, aber die Mutter weigerte sich standhaft, ihren Sohn so
weit fortzulassen. Und da sie wieder einmal die kräftigeren Arme bewies, begann alsbald Talis' Schulung in Andergast.
Im Laufe der Jahre dort stellten die Magister seine besondere Begabung für die Formen von kampfunterstützender Magie
fest - Zauber, die den Leib oder die Bewegung eines Kämpfers verbesserten gefielen dem Jungen offenbar. Auch verbrachte Talis
mehr Zeit als alle anderen in den Sportanlagen der Akademie und in höheren Semestern beteiligte er sich am Drill der
andergastischen Armee, da ihm der Sportunterricht an der Akademie zu "lasch" war.
Bei solchen Interessen wundert es niemanden, dass Talis nach Abschluss seiner Ausbildung kaum minder kräftig gebaut war
als seine strammen Eltern, und auch nicht, dass er wenig übrig hatte für das typische Magierbild: dürr, blass,
schwächlich, mit einem Augenglas und in eine um die schmalen Schultern schlotternde Robe gehüllt.
Zu den Gelehrtesten seiner Zunft zählte Talis gewiss nicht, solange es nicht um sein Fachgebiet ging:
kampfunterstützende Magie, besonders solche, die auf den Körper des Kämpfers wirkt. So einen "Soldatenzauberer"
wollte die Andergaster Armee natürlich nicht gern gehen lassen - tat sie auch nicht. Gegen guten Sold und einige rasch
aufeinander folgende Beförderungen verpflichtete sich Talis für mehrere Jahre im Dienste des Militärs, bevor "der
Magier in ihm" das arg profane Treiben erst einmal satt hatte.
Er zog einige Jahre durchs Land um Erfahrungen zu sammeln, immer auf der Suche nach Kundigen, die ihm mehr von der "Magie des
Körpers" lehren konnten. Einen Höhepunkt dieser Reisen stellte ein Zweitstudium des zu einem etwas grobschlächtigen,
muskulösen Mann herangewachsenen Magiers an der Schule der Vielfachen Verwandlung auf der verrufenen Insel Maraskan dar. Die
Lehren der Schule verinnerlichte er durchaus, wiewohl ihm als Mann des recht einfachen Geistes viele maraskanische Philosophien
verschlossen blieben. Zwar schätzte er den Dschungel als ein ungeheures - körperlich wie geistig - herausforderndes Klima,
aber deswegen länger als nötig auf einer Insel voller Spinner zu bleiben, wäre Talis niemals eingefallen.
Es kam die Zeit der Frühlingsstürme, und ein kleines Handelsschiff lief auf eine der steilen Klippen vor der Küste.
Die Besatzung der Zollburg rückte zur Hilfe aus - und brachte neben den verwundeten Schiffsbrüchigen die schreckliche
Nachricht mit, dass Illwyn na Gár beim Versuch, eine Ertrinkende aus den Fluten zu ziehen, selbst vom Meer geholt worden war.
Die Krone bestellte einen neuen Burgmeister. Obschon man Fjelltron na Gár und seinen Töchtern gern und ehrlich anbot
zu bleiben, verließen der Vater und seine beiden Kinder Albernia um sich in des Vaters Heimat, Thorwal, niederzulassen.
Talis erfuhr von alledem erst durch einen Brief seines Vaters, der ihn auf Maraskan natürlich verspätet erreichte.
Talis, der ja ohnehin nicht länger auf der Insel bleiben wollte, reiste nach Thorwal und blieb einige Zeit unter den Nordleuten
im Haus der Familie seines Vaters. Dort übte er die auf Maraskan erworbenen Techniken ein und suchte nach Wegen, die
tödliche Eleganz der Dschungelmeister mit der gewaltigen Kraft seiner eigenen Herkunft zu verbinden. Eine Synthese, die ihm
unter Mitarbeit einiger thorwalischer Zauberer auch durchaus gelang. Und daran anschließend wollte er sich daran machen, diese
Kunst auch zu lehren.
Durch die Bekanntschaft mit Professor Theodorius Rondrian Elenvina fand Talis eine Anstellung als Magister für Kampfmagie
an der Dekata zu Khefu. Idealerweise im Süden - zwar weit von seiner Familie entfernt, dafür aber mit idealen
"Extrembedingungen", frei Haus geliefert vom Wetter. Dass die Kemis außerdem alles andere als begeistert von den
Al'Anfanern waren, freute ihn zudem. Und er hatte ja schon einmal für einen Kleinstaat gekämpft. Diesmal jedoch
würde er nicht selbst kämpfen, sondern andere das Kämpfen lehren ...
Magister na Gár ist etwas über zwei Schritt groß und scheint auf den ersten Blick nur aus Muskeln zu bestehen.
Sein Haupt schert er kahl, ein roter kurzgeschnittener Kinnbart ist die einzige Zier seines üblicherweise streng wirkenden
Gesichts. Die wasserblauen Augen stechen ein wenig. Seine Stimme ist - wenn er nicht gerade Anweisungen brüllt - ein warmer
Bass. Insgesamt macht der Magister einen eher groben Eindruck, aber so manche Scholarin und wohl auch so mancher Scholar
überlegt sich, dass der Magister mit etwas weniger Strenge und einer ansprechenden Frisur wohl ein echter Leckerbissen
wäre. Dass Magister na Gár noch ungebunden ist, bestärkt solche Gedanken bisweilen.
Talis bevorzugt "praktische" Kleidung. In der Regel trägt er lederne Hosen und Stiefel, und speziell bei Anwesenheit
weiblicher Collegae und Schüler und beim Sportunterricht nichts weiter am überaus wohlgestalten und kräftigen
Oberkörper als seine thorwalischen Tätowierungen (rein ornamentale Muster) und kurze, lederne Manschetten um die
Handgelenke. Natürlich kann sich auch Magister na Gár benehmen, und so trägt er dann bisweilen auch ein weites
Leinenhemd und eine Mantelrobe. Zu Examensfeierlichkeiten und Prüfungen trägt er sogar ein komplettes, rotseidenes
Magierornat.
Der Zauberstab des Magiers wird von den Schülern auch gern als "Baumstamm" bezeichnet und außer Magister
na Gár selbst gibt es an der Dekata wohl niemanden, der den ungewöhnlich dicken und mit Hartleder verstärkten, bis
auf thorwalische Runenzeichen aber vollkommen schmucklosen Stab würdig tragen, geschweige im Kampf schwingen kann. Dass
der Zauberstab ursprünglich ein Stützbalken aus einem Bergwerk gewesen sei ist allerdings nur ein unter den Schülern
weit verbreitetes Gerücht, wie auch dass der Magister aus dem Gjalskerland stamme und in den Süden geflohen sei, weil
er im Zorn seinen Lehrer erschlagen habe..
Wenn der Magister unterrichtet, pflegt er einen freundlichen Umgangston. Er erklärt einen Sachverhalt genau ein Mal und
beantwortet Fragen dazu, solange er sich dabei nicht unnötig wiederholen muss. Er gibt sich durchaus Mühe, dass man
ihn versteht - aber er erwartet dafür auch die volle Aufmerksamkeit der Schüler. Wer in seinem Unterricht jedoch
schläft, macht schnell Bekanntschaft mit Schleifermethoden, die nicht nur einen Magierzögling erbleichen sondern wohl
auch gestandene Wehrheimer die Zähne zusammenbeißen lassen. Geistige Disziplin geht dem Magister über alles,
darum die verlangte Aufmerksamkeit. Nur auf Basis dieser Disziplin kann effektiver Kampf stattfinden. Aus der geistigen Disziplin
muss unbedingt aber auch körperliche Disziplin hervorgehen. Darum können sich die Schüler bei Magister na Gár
nie sicher sein, ob sie einen Vortrag oder eine der Schweiß treibensten Stunden ihres Lebens zu erwarten haben.
Magister na Gárs Respekt verdienen sich diejenigen, die sich bemühen. Er ist klug genug um zu wissen, dass man
für verschiedene Großtaten auch einen großen Verstand und für seinen Unterricht auch einen "großen"
Körper braucht. Wer sich jedoch redlich und nach Kräften bemüht, hat vor dem Magister wenig zu Befürchten.
Wer jedoch die Mitarbeit verweigert, faul ist und sich nicht im Mindesten bemüht, der wird den hünenhaften Mann aus dem
Norden bald als persönliches Hassobjekt verfluchen.
Entschließt sich jemand, an der Dekata seine Studien ausgerechnet bei Magister na Gár zu vertiefen, so wird er bei
erfolgreicher Absolvierung aller Martern ein kompetenter Kampfzauberer sein, dessen Fähigkeiten im weltlichen Kampf und
der kampfunterstützenden Zauberei liegen. Auf letzterem Gebiet hat Magister na Gár Kenntnisse, die an so manch
renommierter Schule mit renommierten Magistern als "esoterisches Elfenwissen" gelten. Es sollte sich jedoch niemand die Hoffnung
machen, dass der Magister davon etwas an jemanden weitergibt, der sich nicht - wie er selbst - durch seine Lebensführung
und Erfahrung dessen würdig erwiesen hat. Und dass Talis Kerloch na Gár im Zweifel sein Wissen zu verteidigen
versteht, liegt nahe.
Im Besitz des Magisters befinden sich außerdem einige optisch eher unscheinbare magische Artefakte, die ihrem Träger
allesamt einen Vorteil im Kampf bringen. Was genau der Magister besitzt ist nicht einmal der Schulleitung bekannt. Manchmal
leiht er aber einen "Klassiker" wie etwa wiederaufladbare Oberarmspangen zur Steigerung der Körperkraft an die Hellsicht-Seminare
aus.
Typische Zitate:
"Runter! 30! Eins ... Runter, hab" ich gesagt! ... zwei ...."
"Ein guter Kampf verlangt vom Kämpfer stählerne Muskeln. Die Muskeln aber lenkt der Geist. Wenn der Geist nun
stählerne Muskeln biegen soll, welche Kraft muss dann erst der Geist haben? Beginnen wir die Lektion also zur Kräftigung
unseres Geistes mit den Meditationsübungen Rashman-Alis ..."
"Ich bin also kein ‚typischer Magier", Eleve? Nun, dann wirst Du dir jetzt diese sechs Backsteine in den Rucksack stecken und
im Laufschritt die Dekata umrunden - sechs Steine und sechs Runden, zu Ehren Hesindes. Dabei hast Du Gelegenheit Dir zu
überlegen, warum Du Kampfmagier werden willst - und wie viele ‚typische Magier" eine Schlacht überleben
würden ... Wegtreten!"
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